Die Schattenseiten der Olympischen Spiele
Obwohl die Olympischen Spiele das wohl wichtigste Sportereignis der Welt sind und schon seit Jahrhunderten mit Ruhm und Prestige in Verbindung gebracht werden, sind sie, wie viele andere große Sportveranstaltungen auch, ein Magnet für Kontroversen. Es ist nahezu unmöglich, alle kleineren und größeren Skandale zu erfassen, die bei Olympia stattgefunden haben, obwohl es zu diesem Zweck sogar eine Wikipedia-Seite gibt!
Trotzdem tauchen wir jetzt in eine kleine Zeitreise ein und beleuchten nochmal die prägendsten Kontroversen und größten Skandale bei jeder modernen Olympiade, von den Spielen in Paris 2024 bis zu den Anfängen in London 1908. Zusätzlich werden wir sehen, was sich seit damals verändert hat und was nicht.
Paris 2024 - Italienischer Hochspringer versenkt seinen Ehering in der Seine
Dass die Spiele in Paris 2024 denkwürdig werden würden, war spätestens bei der Eröffnungsfeier klar. Die französische Hauptstadt ließ sich dieses Spektakel einiges kosten, aber dafür wurde den Zuschauern auch vieles geboten. Im strömenden Regen schipperten die Athleten in zahlreichen Booten über die Seine, während am Ufer Lady Gaga performte, der Eiffelturm in Lasern erstrahlte und eine queere Tanzperformance, die sich der Symbolik von Da Vincis Gemälde "Das letzte Abendmahl" bediente, die Gemüter erhitzte.
Einer hatte an diesem Abend aber besonders viel Pech: Der italienische Hochspringer und Fahnenträger Gianmarco Tamberi feierte die Eröffnung ein bisschen zu enthusiastisch und verlor dabei seinen Ehering - vermutlich für immer- in der ziemlich schmutzigen Seine!
Tokio 2020 - Die "Covid-Spiele"
Tokio 2020 gehörte wohl zu den bizarrsten Olympischen Spielen überhaupt. Obwohl der offizielle Name “Tokio 2020” lautet, fanden die Spiele eigentlich erst im Jahr 2021 statt. Aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten sie um ein Jahr verschoben werden. Aber nicht nur das: Olympia fand auch unter sehr ungewöhnlichen und kontroversen Umständen statt.
Obwohl die Spiele weitgehend ohne Zwischenfälle verliefen, stand ständig die Frage im Raum, ob sie überhaupt hätten stattfinden sollen. Tokio befand sich während der Spiele nämlich im Ausnahmezustand, und die sportlichen Wettkämpfe wurden in leeren Stadien abgehalten, ohne Zuschauer. Die Legitimität der Spiele wurde immer wieder infrage gestellt, und nur etwa 20% der japanischen Bevölkerung unterstützten die Durchführung trotz Covid-Pandamie.
Tokio 2020 - Positiver THC-Test
Trotz Pandemie und Problemen: Die amerikanische Sprinterin Sha'Carri Richardson galt als Favoritin für die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Doch ein positiver Drogentest auf THC (auch als Cannabis-Droge bekannt) führte zu einer einmonatigen Sperre, die ihre Teilnahme gefährdete. Richardson erklärte, dass sie Cannabis verwendet habe, um mit dem emotionalen Stress und der "Panik" umzugehen, die durch den plötzlichen Tod ihrer Mutter kurz vor den Testläufen ausgelöst worden waren.
Ihre Abwesenheit von ihrem Team löste eine Diskussion über den Umgang mit Athleten und den Gebrauch von sogenannten Freizeitdrogen aus. Spitzensportler sind eben auch nur Menschen, das zeigt dieser Fall deutlich.
PyeongChang 2018 - Russlands staatlich unterstütztes Doping
Bei den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen PyeongChang stand Russland mal wieder aufgrund eines weitreichenden Dopingskandals unter besonderer Beobachtung. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte Russland wegen systematischen Dopings aus dem Wettbewerb der Nationen ausgeschlossen; die russischen Athleten durften nur unter der Bezeichnung "Olympische Athleten aus Russland" antreten. Weder die russische Flagge noch die Nationalhymne waren während der Spiele zu sehen oder zu hören. Insgesamt wurden über 150 russische Athleten bei verschiedenen Olympischen Spielen des Dopings überführt. Die Untersuchungen zu diesen Vorfällen laufen seit 2015 und ziehen sich bis heute. Die wiederholten Dopingskandale zeigen leider, dass nicht jeder in Russland den olympischen Spirit wirklich verinnerlicht hat.
Rio de Janeiro 2016 - Lochtegate
Rio de Janeiro, die Stadt am Zuckerhut, ist ein Traumziel für viele, aber auch die Spiele in Brasilien waren von unvergesslichen Skandalen geprägt, darunter Ausbrüche von Krankheiten, Proteste und politische Unruhen. Ein Vorfall, der besonders viel Aufmerksamkeit erregte, war das sogenannte "Lochtegate".
Die US-amerikanischen Schwimmer Ryan Lochte, Jimmy Feigen, Gunnar Bentz und Jack Conger behaupteten, von bewaffneten Räubern, die sich als Polizisten ausgaben, überfallen worden zu sein. Später stellte sich heraus, dass sie nach einer durchzechten Nacht in einen Streit mit Sicherheitskräften an einer Tankstelle geraten waren, nachdem sie ein Plakat beschädigt und vor der Toilette uriniert hatten. Seit dieser Lüge war das Image der US-amerikanischen Olympiamannschaft getrübt.
London 2012 - Der große Badminton-Skandal
2012 in London ereignete sich ein unglaublicher Vorfall im Badminton, der für viele Schlagzeilen sorgte und bis heute unvergessen ist. Acht Spielerinnen aus China, Südkorea und Indonesien wurden des absichtlichen Spielverlusts beschuldigt, um sich eine günstigere Auslosung in den folgenden Runden zu sichern. Die Taktik, bei der Spieler absichtlich schlecht spielten, um stärkere Gegner in späteren Runden zu vermeiden, wurde von den Schiedsrichtern und Offiziellen schnell erkannt.
Im Zuge dieses Betrugsskandals wurden alle beteiligten Athleten aus dem Turnier ausgeschlossen. Der Betrug führte auch zu einer intensiven Debatte über die Integrität des Sports und die ethischen Verpflichtungen der Athleten, fair zu spielen.
Peking 2008 - Kontroversen um die Spiele in China
Die Olympischen Spiele 2008 in Peking waren von zahlreichen Kontroversen überschattet und standen von Beginn an unter keinem guten Stern. Schon vor der Eröffnungszeremonie war das Gastgeberland und die chinesische Regierung wegen ihrer Menschenrechtsbilanz, der Zensur, der Behandlung von Wanderarbeitern und staatlich geförderten Trainingsprogrammen für Athleten im Kreuzfeuer der Kritik.
Die Spiele wurden trotz der fast perfekten Organisation und einer spektakulären Eröffnungsfeier von internationalen Bedenken und vielen kritischen Stimmen begleitet, vor allem aus dem Westen. Menschenrechtsgruppen und politische Beobachter nutzten die Gelegenheit, um auf die Missstände im Land aufmerksam zu machen, was die Spiele zu einem der umstrittensten sportlichen Großereignisse der jüngeren Geschichte machte.
Athen 2004 - Der tanzende Priester
2004 kam es in der griechischen Hauptstadt Athen zu einem der bizarrsten Ereignisse in der Geschichte des Marathons. Der führende Läufer, Vanderlei de Lima aus Brasilien, wurde von dem ehemaligen irischen Priester Neil Horan angegriffen, der zuvor schon das britische Grand Prix-Rennen gestört hatte.
Der Priester, der glaubte, das Ende der Welt stehe bevor, wollte mit seiner Tat Aufmerksamkeit erregen. De Lima verlor durch den Angriff wertvolle 20 Sekunden und erlitt Verletzungen, doch er kämpfte weiter und gewann schließlich eine der beeindruckendsten Bronzemedaillen in der Olympiageschichte. Er durfte später das olympische Feuer bei den Spielen in Rio 2016 entzünden. Horan hingegen war in den folgenden Jahren in weitere Kontroversen verwickelt.
Salt Lake City 2002 - Gold für alle
Bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City in den USA schlug ein Wertungsskandal im Eiskunst-Paarlauf hohe Wellen. Die französische und die russische Jury einigten sich darauf, das russische Paar Elena Berezhnaya und Anton Sikharulidze trotz eines Fehlers in ihrer Kür vor den kanadischen Favoriten Jamie Sale und David Peltier zu platzieren.
Diese Entscheidung erregte natürlich sofort Verdacht, da das kanadische Paar eine fehlerfreie Vorstellung zeigte. Nach einer Untersuchung wurde der Betrug aufgedeckt, und beiden Paaren wurde schließlich die Goldmedaille verliehen, wobei die Athleten selbst keine Schuld traf. Nach diesem Betrug wurde das Wertungssystems im Eiskunstlauf umfassend reformiert, um künftig Manipulationen zu verhindern.
Sydney 2000 - Das Fiasko beim Frauen-Mehrkampf
In Sydney im Jahr 2000 kam es fast zu einer Katastrophe, denn ein winziger Fehler kann große Auswirkungen haben, wie beim Frauen-Mehrkampf im Turnen klar wurde. Das Sprungpferd war versehentlich um 5 cm niedriger als die internationalen Standards eingestellt.
Dieser Fehler führte zu mehreren Stürzen, darunter auch der favorisierten Turnerin Svetlana Khorkina, die dadurch zu allem Überfluss auch aus dem Rennen um die Goldmedaille ausschied. Obwohl den Athletinnen erlaubt wurde, den Sprung zu wiederholen, waren viele von ihnen durch den Fehler bereits zu sehr aus dem Konzept gebracht worden, um ihre Leistungen nochmal zu verbessern. Dieses Fiasko zeigt einmal mehr, wie entscheidend präzise Bedingungen im Hochleistungssport sind.
Sydney 2000 - Marion Jones und der Dopingskandal
Der Skandal um das falsch eingestellte Sprungpferd sollte in Sydney 2000 nicht der einzige bleiben. Die US-amerikanische Sprinterin Marion Jones gewann fünf Medaillen, darunter drei Goldmedaillen im Sprint und Weitsprung. Ihre Erfolge wurden jedoch später durch einen der größten Dopingskandale in der Geschichte des Sports überschattet.
Im Jahr 2007, im Zuge des BALCO-Skandals, gab auch Jones zu, leistungssteigernde Steroide verwendet zu haben. Infolge dieses Geständnisses wurden ihr ihre Medaillen wieder aberkannt und ihre Karriere nahm einen drastischen Abstieg. Der Fall Jones unterstrich nochmal die allgegenwärtige Problematik des Dopings im Spitzensport, auch bei Olympia. Aber immerhin: Der Skandal führte zu verstärkten Bemühungen, um die Integrität des Wettbewerbs zu wahren.
Atlanta 1996 - Das Bombenattentat im Centennial Olympic Park
Leider kam es auch bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta zu einem schrecklichen Vorfall. In der Nacht des 27. Juli, während eines Konzerts im Centennial Olympic Park, explodierte eine Rohrbombe, die vom inländischen Terroristen Eric Rudolph platziert worden war. Der Anschlag forderte das Leben einer Person und verletzte 111 weitere, zum Teil schwer. Das Attentat war ein verheerender Angriff auf die Olympischen Spiele und die friedliche Versammlung der Nationen, für die die Spiele stehen sollten.
Rudolph, der auch für drei weitere Bombenanschläge verantwortlich gemacht wurde, wurde 2003 verhaftet und zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt. Der Anschlag hinterließ eine tiefe Narbe.
Lillehammer 1994 - Tonya Harding und Nancy Kerrigan
Einer der größten Skandale der Sportgeschichte erschütterte die Eiskunstlaufwelt bei den Winterspielen 1994 im norwegischen Lillehammer. Die amerikanische Eiskunstläuferin Tonya Harding wurde lebenslang vom Eislaufen ausgeschlossen, da sie beschuldigt wurde, einen körperlichen Angriff auf ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan geplant zu haben. Kerrigan, die als Favoritin auf die Goldmedaille galt, wurde kurz vor den Spielen von Angreifern am Bein verletzt.
Obwohl es Hardings Ex-Ehemann, ihr ehemaliger Bodyguard und zwei weitere Männer waren, die für den Angriff verantwortlich waren, konzentrierte sich ein Großteil des öffentlichen Zorns auf Harding und ihre Karriere war ruiniert. Der Vorfall wurde später im Oscar-nominierten Film "I, Tonya" mit Margot Robbie und Sebastian Stan eindrucksvoll aufgegriffen.
Barcelona 1992 - Der Medaillenwurf
Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona sorgte der russische Gewichtheber Ibragim Samadov für einen Eklat. Samadov belegte in der 82,5 kg-Klasse den dritten Platz. Er hatte das gleiche Gewicht wie seine beiden Konkurrenten gestemmt, wurde aber aufgrund seines höheren Körpergewichts und der Tatsache, dass er seinen letzten Versuch erst im dritten Anlauf schaffte, auf Platz drei gesetzt.
Verärgert über das Ergebnis nahm Samadov seine Bronzemedaille bei der Siegerehrung ab, ließ sie demonstrativ zu Boden fallen und verließ das Podium während der Nationalhymne des Siegers Pyrros Dimas. Diese Geste führte zu einer lebenslangen Sperre von den Olympischen Spielen für Samadov und wurde als respektlos und unsportlich kritisiert.
Seoul 1988 - Roy Jones Jr. wird betrogen
Im südkoreanischen Seoul kam es 1988 zu einer der skandalösesten Entscheidungen in der gesamten Boxgeschichte. Der amerikanische Boxer Roy Jones Jr., der als Favorit galt, verlor das Finale im Leichtmittelgewicht gegen den südkoreanischen Kämpfer Park Si-Hun, trotz deutlicher Überlegenheit. Jones landete 86 Schläge, während Park nur 32 Treffer erzielte.
Trotzdem wurde Park in einer 3-2 Entscheidung zum Sieger erklärt, was weltweit Empörung auslöste. Sogar Park soll sich bei Jones für den ungerechten Ausgang entschuldigt haben. Später stellte sich heraus, dass drei der Richter von südkoreanischen Offiziellen bestochen worden waren. Die Entscheidung wurde jedoch nie rückgängig gemacht und sorgt bis heute für Wut.
Los Angeles 1984 - Die Sowjets schlagen zurück
Vier Jahre nach den Olympischen Spielen in Moskau wurden die Spiele 1984 in Los Angeles ausgetragen, im Herzen der westlichen Unterhaltungsindustrie. Als Reaktion auf den Boykott der USA im Jahr 1980 beschlossen die Sowjetunion und 14 weitere Nationen des Ostblocks, die Spiele ebenfalls zu boykottieren.
Das Fernbleiben wurde als Vergeltungsmaßnahme für die US-amerikanische Boykott-Entscheidung gesehen und genau das war es auch. Eine bemerkenswerte Ausnahme war nur Rumänien, das als einziges Ostblockland an den Spielen teilnahm und dafür bei der Eröffnungszeremonie eine stehende Ovation erhielt. Der Kalte Krieg hat Olympia über Jahrzehnte geprägt und auch 1984 ist ein Beispiel für die Verflechtung von Sport und globaler Politik.
Moskau 1980 - Keiner will hinter den eisernen Vorhang
1980 fanden die Olympischen Spiele in Moskau statt, noch immer mitten im Kalten Krieg und im Herzen des sowjetischen Blocks. Eigentlich sollte das ein symbolischer Moment der Annäherung zwischen Ost und West werden. Doch die Veranstaltung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
So viele Nationen wie noch nie, darunter auch die USA, boykottierten die Spiele aus Protest gegen die sowjetische Invasion in Afghanistan. Der Boykott führte dazu, dass die Sowjetunion die Spiele dominierte, allerdings bleibt bis heute ein schaler Beigeschmack, da es auch zahlreiche Vorwürfe des systematischen Dopings gab. Alles in allem waren die Spiele in Moskau also nicht nur ein Skandal, sondern auch ein ziemlicher Flopp.
Montreal 1976 - Große Aufregung um "Klein-China"
1976 kam es in Montreal zu einer diplomatischen Krise um die Teilnahme Taiwans. Zu dieser Zeit nannte sich Taiwan “Republik China”, wollte aber einfach nur unter dem Namen "China" antreten. Dieser Anspruch war umstritten, weil die Volksrepublik China, die wir heute als China kennen, sich ebenfalls als das offizielle "China" betrachtete und Taiwan als Teil ihres Territoriums ansieht.
Kanada verweigerte als Gastgeberland der Mannschaft der "Republik China" (Taiwan) die Einreise. Für die Volksrepublik China war aber schon der Name “Republik China” ein Affront und es boykottierte daraufhin die Olympischen Spiele von 1956 bis 1980. Das IOC entschied später, dass Taiwan unter dem Namen "Chinesisch Taipeh" antreten darf.
München 1972 - Das Münchner Massaker
Die Olympischen Spiele 1972 in München wurden durch eine Tragödie überschattet, die bis heute als dunkelste Stunde der Olympischen Geschichte gilt. Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer September" nahmen elf israelische Athleten und Trainer als Geiseln und ermordeten sie.
Der Terrorangriff begann mit einer Geiselnahme im olympischen Dorf und endete erst nach fast 24 Stunden mit einer misslungenen Rettungsaktion auf einem Flughafen. Bei dieser Aktion starben nicht nur die Geiseln; auch fünf der Terroristen und ein westdeutscher Polizist kamen ebenfalls ums Leben. Die Auswirkungen des Massakers reichten weit über die Spiele hinaus und hinterließen ein bleibendes Trauma, das bis heute noch nachwirkt.
Mexiko-Stadt 1968 - Der Black-Power-Gruß
1968 in Mexiko-Stadt wurden die Spiele durch einen ikonischen Moment geprägt, der sowohl die olympische Geschichte als auch schwarze Bürgerrechtsbewegungen beeinflusste. Die US-amerikanischen Sprinter Tommie Smith und John Carlos erhoben auf dem Podium des 200-Meter-Laufs ihre Fäuste mit einem Black-Power-Gruß, um gegen Rassendiskriminierung zu protestieren.
Diese Geste schockierte damals die Welt und führte zu Kontroversen, insbesondere in den USA. Aber auch der australische Sprinter Peter Norman, der eine Menschenrechtsplakette trug, um seine Solidarität mit Smith und Carlos zu zeigen, wurde in Australien im Anschluss sportlich und gesellschaftlich für Jahrzehnte ausgegrenzt. Aber: Dieser Moment bleibt ein kraftvolles Symbol für den Kampf um Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit.
Tokio 1964 - Apartheid und Ausschluss
1964 gab es einen Wendepunkt in der Geschichte des IOC und der Olympischen Bewegung. Bei den Spielen, die in diesem Jahr im japanischen Tokio stattfanden, griff das IOC zum ersten Mal konsequent gegen die Apartheid-Politik eines Teilnehmerlandes durch und schloss Südafrika aufgrund seiner rassistischen Gesetzgebung unbefristet von den Spielen aus.
Das war ein sehr bedeutender Schritt, da Südafrika zuvor regelmäßig an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte. Der Ausschluss führte zu einem fast 30-jährigen Bann, bis Südafrika 1992 zurückkehren durfte - nach dem Ende der Apartheid. Diese Entscheidung war ein starkes Signal gegen Rassendiskriminierung und förderte die Gleichheit und Gerechtigkeit im Sport.
Rom 1960 - Doping und Tod
Die Olympischen Spiele 1960 in Rom wurden von einem tragischen Ereignis maßgeblich geprägt. Im heißen italienischen Sommer kollabierte der dänische Radfahrer Knud Enemark Jensen während des 100-km-Rennens, erlitt dabei einen Schädelbruch und verstarb später. Das war der zweite Todesfall bei den Olympischen Spielen nach Francisco Lázaro im Jahr 1912.
Anders als bei Lázaro ranken sich um Jensens Tod jedoch auch Gerüchte über Doping. Es wird vermutet, dass Jensen leistungssteigernde Mittel im Blut hatte, die zu seinem Zusammenbruch beitrugen. Die vollständige Autopsie wurde nie veröffentlicht, aber sowohl Jensens Trainer als auch ein beteiligter Arzt äußerten Bedenken, dass sein Tod vielleicht nicht nur an der Hitze lag.
Melbourne 1956 - Boykotte, Boykotte, Boykotte
In Melbourne 1956 wurde Olympia von zahlreichen Boykotten und politischen Spannungen überschattet. Ägypten, der Irak und der Libanon zogen sich aufgrund der Suezkrise zurück. Kurz darauf kündigten auch die Niederlande, Spanien und die Schweiz einen Boykott an, aus Protest gegen die sowjetische Invasion in Ungarn.
Ungarn selbst nahm aber an den Spielen teil und spielte sogar gegen die Sowjetunion: Ein Wasserballspiel zwischen den beiden Ländern ging als eines der brutalsten Spiele überhaupt in die Geschichte ein. Zu guter Letzt zog sich auch China kurz vor Beginn der Spiele zurück, um gegen die Entscheidung des IOC zu protestieren, Taiwan (damals Formosa) unter eigener Flagge antreten zu lassen.
Helsinki 1952 - Die ersten Spiele des Kalten Krieges
1952 fanden die Spiele in der finnischen Hauptstadt Helsinki statt. Es war eine von Spannungen geprägte Zeit, da der Kalte Krieg zwischen den westlichen Mächten und dem sowjetischen Block damals auf einem Höhepunkt war. Es war auch das erste Mal, dass die Spiele in einer Welt stattfanden, in der die beiden Supermächte, die USA und Russland, ideologisch und politisch so stark gespalten waren.
Die Sowjetunion entschied sich damals, in einem separaten olympischen Dorf zu wohnen, um sich von den westlichen Athleten zu distanzieren. Diese Entscheidung sollte ihre Verachtung für die als "bourgeois" empfundene Natur der Spiele widerspiegeln, was im Westen als Affront betrachtet wurde.
London 1948 - Nachkriegsfeindseligkeiten prägten die Spiele
Die Olympischen Spiele 1948 in London fanden in einer Zeit statt, in der die Wunden des Zweiten Weltkriegs noch ganz frisch waren. Nach sechs Jahren eines der wohl schlimmsten Konflikte in der Menschheitsgeschichte waren die Beziehungen zwischen den ehemaligen Kriegsparteien immer noch zerrüttet. Hinzu kam: Mit London wurden die Spiele in einer Stadt ausgetragen, die noch mit den Folgen der Bombenangriffe und vielen wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen hatte.
Deutschland, Japan und Rumänien wurden aufgrund ihrer Rolle im Krieg nicht eingeladen. Die Spiele standen somit nicht nur im Zeichen des sportlichen Wettbewerbs, sondern waren auch ein Abbild der politischen und gesellschaftlichen Nachkriegs-Dynamik.
Berlin 1936 - Olympia während des Nationalsozialismus
Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin waren schon ein Skandal an sich. Unter der Leitung des NS-Regimes nutzte Adolf Hitler die Spiele, um das Bild eines starken und vereinten Nazi-Deutschlands in der Welt zu propagieren. Die Spiele boten auch eine große Bühne für die rassistische Ideologie des Regimes, das die Überlegenheit der "arischen Rasse", sei es durch Sport oder andere Dinge, immer wieder betonen wollte.
Ein bemerkenswerter Moment war der Erfolg des afroamerikanischen Athleten Jesse Owens, der vier Goldmedaillen gewann und damit Hitlers Überlegenheitsansichten widerlegte. Aber Jesses Triumph war auch so ziemlich der einzige Lichtblick in dieser durch die Nazis organisierten und geprägten Olympiade.
Los Angeles 1932 - Ein achtfacher Goldmedaillengewinner wird ausgeschlossen
Bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles wurde der finnische Läufer Paavo Nurmi, der bis dahin schon acht olympische Goldmedaillen gewonnen hatte, aufgrund strenger Amateurrichtlinien des IOC ausgeschlossen. Der damalige IOC-Präsident behauptete, dass Nurmi zu viel Geld für seine Reisekosten nach Los Angeles erhalten habe, was gegen die Amateurregeln verstoßen hätte.
Und diese Entscheidung hatte drastische Folgen: Sie beendete die olympische Karriere des Finnen, der in seinem Land aber trotzdem bis heute eine Legende ist. Interessant ist auch: Der IOC-Präsident, der diese Entscheidung traf, war ein Schwede, was zu vielen Spekulationen über mögliche nationale Rivalitäten und seine Neutralität führte.
Amsterdam 1928 - Die Königin verweigert die Teilnahme an der Eröffnungsfeier
Die Olympischen Spiele 1928 in Amsterdam waren ein geschichtlicher Meilenstein, da Frauen zum ersten Mal an den Wettkämpfen teilnehmen durften. Doch ein bemerkenswerter Vorfall überschattete die Vorbereitungen für diese besonderen Spiele: Königin Wilhelmina der Niederlande weigerte sich, an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. Sie lehnte es ab, weil sie der Ansicht war, dass Sportveranstaltungen an Sonntagen unvereinbar mit christlichen Werten seien und das Ganze “heidnische” Züge trüge.
Diese Entscheidung der Königin war ein handfester Skandal, da der Sonntag als Tag für die Spiele bereits feststand. Schließlich eröffnete ihr Sohn, Prinz Hendrik, die Spiele. Die Abwesenheit der Königin und ihre Begründung sind aber bis heute vielen Menschen im Gedächtnis geblieben.
Antwerpen 1920 und Paris 1924 - Die Mittelmächte sind unerwünscht
Nach dem Ersten Weltkrieg, der zu einem bisher nie dagewesenen Blutvergießen in Europa und darüber hinaus geführt hatte, entschieden sich die Organisatoren der Olympischen Spiele von 1920 in Antwerpen, angeführt von dem überwiegend französischen IOC, gegen die Einladung der Mittelmächte.
Das heißt: Die Koalition aus Österreich, Bulgarien, Deutschland, Ungarn und der Türkei wurde höflich, aber bestimmt, ausgeladen. Die Spannungen zwischen Frankreich und Deutschland waren sogar so groß, dass Deutschland auch bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris ausgeschlossen blieb. Dieser Skandal spiegelte leider auch die tiefen Wunden wider, die der Krieg hinterlassen hatte und war ein düsterer Vorbote für das, was einige Jahre später noch folgen sollte.
Stockholm 1912 - Jim Thorpe verliert seine Medaillen
Jim Thorpe, der oft als "Bo Jackson seiner Zeit" bezeichnet wird, war ein vielseitiger Athlet und auch der erste indigene Amerikaner, der olympisches Gold gewann. Schon das alleine machte ihn zum Superstar. Bei den Spielen in Stockholm siegte er im Zehnkampf und Fünfkampf.
Doch das Internationale Olympische Komitee (IOC) erkannte ihm die Medaillen später ab, da Thorpe auch professionell American Football und Baseball spielte, was gegen die damalige Amateurrichtlinie des IOC verstieß. Doch das gefiel längst nicht allen: Der Silbermedaillengewinner im Zehnkampf, Hugo Wieslander, lehnte es ab, die Goldmedaille, die eigentlich Thorpe gewonnen hatte, anzunehmen. Erst 1983, dreißig Jahre nach Thorpes Tod, wurden seine Goldmedaillen posthum an seine Kinder überreicht.
London 1908 - Ein kampfloser Sieg
Bei den Olympischen Spielen 1908 in London kam es zu einem einzigartigen Ereignis: Wyndham Halswelle gewann die Goldmedaille im 400-Meter-Lauf ohne Konkurrenz. Ursprünglich kam er im Finale als Zweiter ins Ziel, doch der Amerikaner John Carpenter wurde wegen unsportlichen Verhaltens disqualifiziert, da er Halswelle blockierte, mit einer aus den USA stammenden Taktik, die in Großbritannien verboten war.
Carpenter und seine Teamkollegen zogen sich aus Protest gegen diese Entscheidung auch aus dem Wiederholungslauf zurück, was Halswell einen Sieg ohne Gegner ermöglichte. Es war bis heute das einzige Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele, dass eine Medaille ohne echten Wettbewerb vergeben wurde!